Zum Ende des Frühjahres bilden unsere Wiesen die Kinderstube für viele Tierarten, so auch für Rehkitze. Und in dieser Zeit müssen die Wiesen das erste Mal gemäht werden. Der Mähtod, der heute mit schnellen und großen Mähwerken drei bis fünf Mal jährlich für viele Wiesentiere ein teilweise qualvolles Ende und Lebensraumverlust bedeutet, ist eine ernstzunehmende Gefahrenquelle auch für unsere Rehkitze. Deshalb engagieren sich auch die Bremer Jäger Jahr für Jahr zur Zeit der Mahd und suchen die zu mähenden Flächen so gut es geht nach Tieren ab oder vergrämen die Wildtiere durch Flatterbänder. Häufig werden dabei auch Wiesenvogelgelege oder Junghasen gerettet. Das Unterfangen ist anstrengend und sehr zeitraubend und erfordert höchste Konzentration, denn die Kitze liegen häufig gut versteckt in sehr hohem Gras. Rehkitze sind vom Jagdhund so gut wie gar nicht aufzuspüren, da dese in den ersten Lebenswochen quasi keine eigene Witterung haben. Lediglich durch regelmäßige Beobachtung der führenden Ricken können Anhaltspunkte gewonnen werden, die eine schwerpunktmäßige Kontrolle ermöglichen.
Hier wird anhand von Fotos gezeigt, wie ein Kitz gerettet wird. Der Betrachter kann nur erahnen, wie groß die Freude über so einen Erfolg nach oft stundenlanger anstrengender Suche im hohen Wiesengras sein mag. Aufgepasst - hier liegt ein Kitz!
Die Kitze haben keinen Fluchtinstikt. Sie vertrauen auf ihre gute Tarnung und den fehlenden Geruch. Das hilft besonders gut gegen Fressfeinde wie den Fuchs, ist aber absolut tödlich bei der Mahd. Rehkitze fliehen nicht vor dem herannahenden Fahrzeug, sondern bleiben reglos liegen, solange sie sehr jung sind.
Hat man ein Kitz gefunden, kommt es nun auf das richtige Verhalten an. Die Tiere werden nicht mit bloßen Händen angefasst, weil die menschliche Witterung an dem Kitz zu Irritationen bei dem Muttertier führen kann. Daher nimmt man das Rehkitz immer mit viel Gras auf und verbringt es an einen sicheren Platz in der Nähe. Die Ricke findet das Kitz durch Fieplaute wieder.
Die jungen Tiere zeigen bei der Bergung keinerlei Angstsymptome. Dennoch muss man sich sehr behutsam und nur mit dem absolut notwendigen Engagement am Tier verhalten.
Jäger und Landwirte arbeiten eng zusammen. Viele Bremer Landwirte gehen selber zur Jagd. Heute werden nicht nur in Bremen sogenannte Wildretter eingesetzt, die am Trecker montiert werden (grauer Kasten). Dies sind Geräte, die auch im Ultrasallbereich ein lautes Tonsignal von sich geben und damit schon von weiterem die Tiere warnen. Viel Niederwild und andere Wiesentiere werden so heute gerettet, weil diese bessere Gelegenheiten zur Flucht haben. Aber auch der Landwirt hat neben dem Schutz der Tiere ein ganz eigenes Interesse, dass keine Tiere totgemäht werden. Kommen tote Tierkörper in das Silofutter, verdirbt dieses und stellt eine Gefahr für das Vieh da.