04.04.2017
Bremen-Vegesack: Zwei 15-jähige Schülerinnen begegnen im Landschaftsschutzgebiet an der Beckedorfer Beeke offensichlich plötzlich einem Wolf, den sie zunächst für einen sehr großen Hund halten. Als sie erkennen, dass es offensichtlich ein Wolf ist, läuft eine der Schülerinnen sofort zurück in Richtung Häuser. Die andere Schülerin nähert sich weiter arglos interessiert bis auf 10 Meter, bis das Tier laut drohend zu knurren beginnt und die Zähne fletscht. Daraufhin flüchten beide Schülerinnen und werden vom Wolf verfolgt. Lea L.: "Das war gruselig!"
Nach nur 30 bis 40 Metern bricht das Tier die Verfolgung allerdings ab, wohl weil die Schülerinnen das nächste Haus erreicht haben. Ein Mann steht dort im Garten und telefoniert. Das Gelände ist hier bewaldet und bietet im Unterholz reichlich Deckung. Die Beckedorfer Beeke fließt links des Weges, auf dem die Mädchen spazieren gingen als sie plötzlich rechts vom Weg im Unterholz stehend den offensichtlichen Wolf entdeckten. Dieser zeigte sich nicht scheu. Eher beobachtete er die Mädchen interessiert. Alles geschah in unmittelbarer Nähe zur umliegenden Wohnbebauung. Beim Weglaufen macht eine Schülerin noch sehr mutig mit dem Handy zwei Fotos aus dem Laufen, die den sie verfolgenden Wolf allerdings nur sehr undeutlich zeigen.
Aufgrund der großen Nähe zum Tier konnten beide Schülerinnen eine sehr genaue Beschreibung abliefern. Alle Angaben bestärken die Annahme, dass es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt hat. Die Landesjägerschaft Bremen stuft die Beobachtung als einen wahrscheinlichen C3-Nachweis ein.
Auch wenn die Begeisterung für die Natur wie auch die Neugier der Kinder zu verstehen ist - und die natürliche Scheu gegenüber Menschen beim Wolf immer vorausgesetzt wird - zeigt diese Situation deutlich, wie groß das latente Risiko von Begegnungen zwischen Mensch und Wolf inzwischen auch in Bremen geworden ist. Alle der auffällig zahlreichen Beobachtungen von Wölfen, die in den letzten Wochen auf Bremer Gebiet gemacht wurden, fanden mit großer Nähe zum Menschen statt. Es ist davon auszugehen, dass sich die hiesigen Wölfe weiter an den Menschen gewöhnen werden und das die Wahrscheinlichkeit weiterer, sehr naher Begegnungen zunimmt. Dies ist keine Entwicklung, die zu begrüßen ist. Es wird immer wichtiger, dass jeder Bremer Bürger und vor allem die Kinder wissen, wie sie sich im Fall einer Begegnung mit dem Wolf bestmöglich verhalten sollen, um das Konfliktrisiko bei Begegnungen so gering wie möglich zu halten.
Was haben die Schülerinnen falsch gemacht?
Diese Fehler haben dazu geführt, dass der Wolf den beiden gefolgt ist. Sei es nun bedingt durch den durch Flucht erzeugten Beutereflex oder durch Neugier. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass eigentlich ungefährliche Situationen sich durch Zufall und falsches Verhalten zu gefährlichen Situationen entwickeln können. Dennoch müssen wir die Schülerinen in Schutz nehmen. Kein Mensch kann mit Sicherheit vorher sagen, wie er sich in so einer unerwarteten Situation wirklich verhält. Das ist auch das Problem. Wären die Schülerinnen jünger gewesen oder wäre eine bei der Flucht gestolpert, hätte sich die Situation auch anders entwickeln können. Für den Wolf ist der Unterschied zwischen dem Greifen eines Beutetieres und dem Greifen nach einem Kind in dem Moment sehr gering! Daher sind die Bremer Bürger weiter bestmöglich zu informieren, dass sich in Zukunft so etwas möglichst nicht wiederholt.
Bei allen weiteren Diskussionen um eine zukünftige Regulierung unserer stetig anwachsenden Wolfspopulation sind Ereignisse wie diese dringend zu berücksichtigen. Wir bitten die politischen Entscheider um eine ernsthafte Beachtung der Entwicklung und um rechtzeitige richtungsweisende Entscheidungen. Die Landesjägerschaft Bremen weist in diesem Zusammenhang auf das Anfang März Herrn Staattsrat Ronny Meyer übergebene Positionspapier zum Wolf in Bremen hin.