Wer in Deutschland die Jagd ausüben will, benötigt einen auf seinen Namen lautenden, gültigen Jagdschein. Zuvor muss jedoch die Hürde der Jägerprüfung genommen werden, denn erst nach bestandener Prüfung kann ein Jagdschein gelöst werden. Versagt wird der Jagdschein Personen, bei denen "Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie die erforderliche Zuverlässigkeit oder körperliche Eignung nicht besitzen".
Alter
Zur Jägerprüfung zugelassen wird, wer spätestens 6 Monate vor dem Prüfungstermin das 15. Lebensjahr vollendet hat. Da der Lehrgang ein halbes Jahr dauert, muss man also zum Lehrgangsbeginn mindestens fünfzehn sein. Wird die Prüfung vor Vollendung des sechzehnten Lebensjahres erfolgreich abgelegt, wird der erste Jahresjagdschein aber erst mit Erreichen des sechzehnten Lebensjahres ausgehändigt. Personen, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, aber noch nicht 18 Jahre alt sind, wird nach bestandener Prüfung der Jugendjagdschein erteilt. Die Prüfung zum Jugendjagdschein erfolgt unter den gleichen Bedingungen, wie die zur Erlangung des normalen Jagdscheines für erwachsene Personen. Der Jugendjagdschein berechtigt nur zur Jagdausübung in Begleitung des Erziehungsberechtigten oder einer von diesem schriftlich beauftragten Aufsichtsperson. Die Begleitperson muss jagdlich erfahren sein. Die Teilnahme des Jugendlichen an einer Gesellschaftsjagd ist nicht erlaubt.
Ausbildung
Die Jungjägerausbildung ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. So schreiben einige Bundesländer zusätzlich noch eine praktische Ausbildungszeit vor, die nur bei einem amtlich bestätigten Lehrherren mit geeignetem Revier absolviert werden kann.
Vorbereitungslehrgänge
In der Regel bieten die Landes- und Kreisjägerschaften Vorbereitungslehrgänge an. Diese Lehrgänge, die an ein bis zwei Abenden pro Woche und an den Wochenenden durchgeführt werden, dauern rund sechs Monate und umfassen mindestens 120 Stunden Theorie und Praxis. Während des Unterrichtes werden alle für die Prüfung wichtigen Fachgebiete von Fachleuten vermittelt. Hinzu kommt die Schießausbildung auf einem Schießstand, um den sicheren Umgang mit der Waffe und die Schießfertigkeit zu trainieren.
Ausbildungsinhalte
Für die Prüfung muss der Jagdscheinanwärter umfassende Kenntnisse in folgenden Sachgebieten in Praxis und Theorie erwerben:
Wildbiologie, Wildhege, Jagdbetrieb, Wildschadensverhütung, Land- und Waldbau, Waffenrecht, Führung von Jagdhunden, Behandlung des erlegten Wildes unter besonderer Berücksichtigung der Wildbrethygiene, Jagdschutz, Tierschutz, Naturschutz und Landschaftspflege.
In der praktischen Ausbildung steht der sichere Umgang mit der Jagdwaffe und der Kurzwaffe (Pistole und Revolver) an erster Stelle. Die Schießfertigkeit wird auf einem Schießstand mit Langwaffen (Büchse/Kugel und Flinte/Schrot) und der Kurzwaffe trainiert.
Durch Reviergänge und Exkursionen werden Kenntnisse der Revierpraxis und der Jagdorganisation vermittelt sowie das Wissen über Flora und Fauna vertieft. Es empfiehlt sich, in kleinen Lerngruppen den Unterrichtsstoff nachzubereiten.
Gebühren
Nach der Anmeldung zu einem Vorbereitungslehrgang erhebt die ausbildende Jägerschaft eine Lehrgangsgebühr. Die Anmeldung zur Prüfung - in der Regel zwei Monate vor Prüfungsbeginn - hat bei der Unteren oder Oberen Jagdbehörde zu erfolgen, die eine Prüfungsgebühr erhebt. Der Anmeldung muss für die Zulassung zur Prüfung ein polizeiliches Führungszeugnis beigefügt werden.
Prüfung
Die Prüfung gliedert sich in drei Abschnitte:
Die Jägerprüfung findet in der Regel einmal pro Jahr statt. Aufgrund der hohen Anforderungen wird jeder Prüfling jeweils an einem Tag nur in einem Prüfungsabschnitt geprüft. Somit beträgt der Prüfungszeitraum drei Tage für jeden Prüfungsteilnehmer.
Bei der Schießprüfung müssen die Jagdscheinanwärter ihre Schießfertigkeit mit der Büchse (Kugel) und der Flinte (Schrot), in manchen Bundesländern auch mit Pistole oder Revolver, sowie den sicheren Umgang mit der Jagdwaffe unter Beweis stellen. Dabei sind Mindestergebnisse festgelegt. Mangelhafte Leistungen in der Schießprüfung können nicht durch gute Leistungen in den anderen Prüfungsteilen ausgeglichen werden.
In der schriftlichen Prüfung sind Fragen aus den oben genannten Prüfungsfächern je nach Bundesland entweder ausführlich oder im Multiple-Choice-Verfahren zu beantworten. Im mündlichen Teil wird der Prüfungskandidat von einer mehrköpfigen Prüfungskommission in allen Unterrichtsfächern geprüft. Hierbei wird dem Fach Waffenkunde und -handhabung ein hoher Stellenwert beigemessen. Fehlerhafte Handhabung und die Verletzung von Sicherheitsaspekten führen unweigerlich zur Beendigung und nicht Bestehen der Prüfung. Muss die Prüfung wiederholt werden, sind die jeweiligen Prüfungsvorschriften der Bundesländer zu beachten.
Prüfungskommission
Die Jägerprüfung ist eine staatliche Prüfung. Der Prüfungskommission müssen daher immer Vertreter der Jagdbehörde angehören. Die Zusammensetzung dieses Gremiums ist in den einzelnen Bundesländern genau festgelegt.
[Quelle: DJV]
03.09.2018
Ab dem Lehrgang 2018/19 hat sich unser Ausbilderteam verjüngt und in Teilen neu formiert. Unsere Ausbilder freuen sich auf den neuen Jahrgang und auf viele spannende und lehrreiche Tage und Abende zusammen mit den angehenden Jägern dieses Jahrganges.
Mittwoch, 20. Mai 2015
Früher zog es die Dorfjüngsten und Söhne von Förstern und Landwirten zur Jagd. Heute dagegen sind es immer mehr Städter, die es in die Natur zieht. Und dafür nehmen sie auch eine Ausbildung in Kauf, die ein halbes Jahr dauert. Unser Reporter Uwe Wichert hat eine Gruppe von Nachwuchsjägern bei ihrem Außeneinsatz im Revier Bramstedt begleitet.
Für die 21 Auszubildenden steht heute der Prüfungsteil Natur, Hege und Pflege auf dem Plan. Mal eben so von der Stadt in den Wald wechseln, das geht nicht. Denn wer sich einmal Jäger nennen will, muss sich viel Wissen aneignen. Zur Ausbildung gehört es nicht nur Pflanzen, Bäume und Tiere zu kennen, auch Spuren lesen und die Natur pflegen gehören zu den wichtigen Aufgaben der Jäger.
Ein Jäger muss so einige Hindernisse überwinden, bis er die richtigen Spuren zum Wild findet.
Viele der Nachwuchsjäger hatten mit dem Thema vorher nichts zu tun – nicht mal ein Wald um die Ecke. Sie wollen raus aus die Stadt, in die Natur. "Es ist eine Flucht, aus dem stressigen Alltagsleben", sagt der Ausbilder Jörg Behrens. "Ganz oft wird uns bestätigt, gerade von den Leuten die vorher mit der Jagd nicht zu tun hatten, dass sie nach diesem Kurs mit einer ganz anderen Wahrnehmung einfach durch die Natur gehen und Sachen sehen, denen sie sonst keine Beachtung geschenkt haben. Und das finde ich ist doch schon ein Erfolg." Warum aber immer mehr Städter in die Jagdausbildung strömen, kann sich der Ausbilder nicht erklären.
Eine Waffe einmal in der Hand zu haben – da haben die Städter erstmal mehr Berührungsängste als die Lehrlinge aus Jagdfamilien. "Das gehört aber dazu und ist ein Handwerkszeug", sagt Jörg Behrens.
Auch die Spurensuche nach Rot- oder Schwarzwild gehört zur Jagdausbildung.
Es gibt aber auch Kandidaten, die einen Vorteil in der Jagd sehen: Bei einem Tier, das man selber schießt, weiß der Jäger, was wirklich auf den Tisch kommt. Doch so schnell müssen sich die 21 Auszubildenden darüber keine Gedanken machen, denn das Gewehr bekommt der Nachwuchs erst nach der Abschlussprüfung und vielen Außeneinsätzen in die Hand.