Heute, im Jahre 2015 gelten viele der Aussagen meiner Vorgänger als Präsidenten der Landesjägerschaft Bremen immer noch wie vor über 30 Jahren auch.
Nach wie vor setzen wir uns für einem gesunden Wildbestand und einer möglichst hohen Biodiversität ein und erhalten diese, nach wie vor sind wir bemüht der Bevölkerung einen artenreichen Bestand an Lebewesen und deren Lebensraumbedingungen bekannt zu machen und zu erhalten.
Realistisch gesehen aber hat sich in den Städten Bremen und Bremerhaven eine Menge geändert. Freie Landschaft – sofern nicht unter Schutz gestellt – wird immer mehr zur Industrielandschaft, das Bewusstsein vieler Menschen gegenüber dem freilebenden Wild ist zurückgeschraubt auf das, was in den Medien oder durch populistische und teil idiologische Meinungsbildner vorgespielt wird.
Jäger werden heute von einer medienstarken Minderheit gerne als Killer und Bambitöter hingestellt, die nur ihren eigenen Vorteil im Kopf haben. Sie dürfen Waffen tragen und gefährden damit unsere Sicherheit, über Leben und Tod entscheiden und hegen einen Trophäenfetisch, wenn sie die Gehörne oder Geweihe des erlegten Wildes präsentieren. Das ist falsch und wir wehren uns erheblich gegen diese ideologischen Sichtweisen!
Wahr ist, dass die Jäger darauf achten, einen wirklich gesunden Wildbestand zu erhalten, Voraussetzungen für eine hohe Biodiversität schaffen und Tollwut und andere Seuchen bekämpfen. Dies ist kaum jemandem bekannt, der sich mit der Jägerei nicht etwas ausführlicher beschäftigt hat.
Die Jäger erforschen Wildkrankheiten, um z.B. den Rückgang der Fasanenbestände zu begreifen. Wir erforschen Räuber-Beute-Beziehungen, um den Rückgang von geschützten Arten zu verstehen und stoppen zu können. Wir stehen bereit, wenn es um das Monitoring der Bestände von Wolf, Marderhund, Waschbar, Nilgans und weiteren Wildarten geht. Diese Neozoen, die – ob gewollt oder eher ungewollt - zurückkehren oder einwandern bedürfen besonderer Beobachtung. Wir betreiben Naturpädagogik und Aufklärung in Schulen und Kindergärten, vermitteln einen Zugang zum Wild und letztendlich setzen wir uns immer für eine tierschutzgerechte und waidmännische Jagd nach dem Vorbild unserer Urahnen ein.
Der Jäger von heute nutzt hervorragend ausgebildete und geprüfte Jagdhunde, schult und übt die Fertigkeit und den sicheren Umgang mit der Waffe, versucht Prädatoren (Raubwild) artgerecht in Fallen ohne Schmerzen zu fangen, um bedrohte Arten zu schützen und hat damit ein intensives Auge auf Hege und Pflege der Bodenbrüter.
Dass dabei im Sinne der nachhaltigen Jagd auch Wild erlegt und als gesundes Nahrungsmittel verzehrt werden kann, ist manch einem der kein Fleisch isst, vielleicht ein Dorn im Auge. Aber die nachhaltige Nutzung zur Gewinnung biologisch einwandfreier Lebensmittel gehört zur Ausübung der heutigen Jagd.
Der Jäger steht im Blickfeld von vielen Natur- und Umweltschützern, die gar nicht wissen, dass Jäger die einzigen anerkannten Naturschützer sind, die einer staatlichen Prüfung unterliegen. Fundiertes Wissen und Kenntnisse über Pflanzen und Tiere, sowie eine intensive Ausbildung im Umgang mit der Waffe sind heute Voraussetzung, um anerkannter Naturschützer und Jäger zu werden.
Traditionen im Sinne der Signalgebung mit Jagdhörnern, der Jagd mit Greifvögeln, der Kennzeichnung von Fährten und Wegen mit Brüchen, der Jägersprache und althergebrachten Handlungen und Tätigkeiten müssen heute in Übereinstimmung gebracht werden mit den modernen Anforderungen an die Erlegung des Wildes, Waffen und Munition, Schutz und Fürsorge für die Natur und den Wildbestand.
Gerade in einem Städtestaat ist diese Aufgaben nicht leicht - aber enorm wichtig. Ländliche Bereiche nehmen immer mehr ab. Vielen Menschen ist der Geruch von Holz, Matsch und einem nassen Wald, der Anblick eines wogenden Weizenfeldes, Geräusche im Moor, der Ruf der Wildgänse bei Sonnenaufgang und der eines Käuzchens in der Nacht nicht mehr bekannt und kann über die Medien nicht ersatzweise vermittelt werden.
Die Jäger in Bremen und Bremerhaven stellen sich gern dieser Aufgabe und sind steter Ansprechpartner für Mensch und Politik, um einen nachhaltigen Naturschutz und ein prägendes Erleben unserer Natur durch nachhaltige und moderne Jagd zu gewährleisten.
Holger Bartels
„Bremen ist alles andere als eine klassische Jagdstadt", schrieb 1931 Dr. Otto Grambow, der Vorsitzende der Bremer Jägervereinigung, die einen Bezirksverein des Allgemeinen Deutschen Jagdschutzvereins (ADJV) bildete, in einem Grußwort zu einer Jagdausstellung. Und dennoch hat es zu allen Zeiten in Bremen und Bremerhaven weidgerechte Jäger gegeben, die in ihren Revieren im Gebiet der Unterweser Freude an der Schönheit der Natur und Jagd gesucht und gefunden haben. Die Menschen, vor allem in den industriellen und städtischen Ballungsräumen, entfremden sich zusehends von der Natur. Ihr Tier- und Naturverständnis wird immer mehr von den Medien beeinflusst oder sogar manipuliert als durch eigenes Erleben im Grünen geprägt. Vor diesem Hintergrund wachsen die Vorurteile gegen die Jagd und aus Unkenntnis sehen viele Menschen in ihr nur das „Töten von Wildtieren“.