22.03.2017
Die Nutria ist Teil der EU-Liste gebietsfremder invasiver Arten Nr. 1143/2014, die als gefährlich eingestuft werden und mit allen Mittel zu bekämpfen sind. Im letzten Jahrzehnt existierte lediglich im äußersten Westen und Osten Nedersachsens eine Population. Heute sind diese Populationen zusammengewachsen und die Tiere sind in Bremen angekommen. Die Nutria besetzen eine ökologische Niesche die bisher von heimischen Arten unbestzt blieb. Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere ernähren sich von Schilf, Wasserschwaden, Gräsern, Kräutern - aber auch seltener von Krebstieren, Schnecken und Muscheln. Gelegentlich treten Schälschäden an Gehölzen auf, weil die Rinde gefressen wird.
Die Nutria vermehren sich stark. Ein Weibchen reproduziert sich ca. drei mal jährlich mit bis zu 9 Jungtieren, die nach sechs Monaten selbst wiederum reproduktionsfähig sind.
Erhebliche Schäden entstehen durch Unterwühlungen von Uferböschungen, die in der Folge ein- oder abbrechen. Maschinen des Deichverbandes oder der Landwirtschaft können hier einbrechen und beschädigt werden. In Niedersachsen ist ein Landwirt ertrunken, dessen Traktor aufgrund eines Nutriabaus in einen Graben gekippt ist. Es besteht eine Gefährdug von Deichen, Böschungen, Dämmen und Wehren durch die Gänge von ca. 25 cm Durchmesser.
Ökologische Schäden entstehen durch die Nutria, weil sie durch ihr Auftreten den ebenfalls invasiven Bisam verdrängen, der eine bedeutende Beuteart für den Rotfuchs ist. Entfällt diese Beute wird der Prädationsdruck auf die geschützten Wiesenvogelarten steigen. Dies gilt insbesondere für das Bremer Blockland, eines der bedeutensten Wiesenvogelschutzgebiete in Norddeutschland. Weiter verbessern sich die Lebensbedingungen des Fuchses als bedeutenstes Raubtier für die geschützten Wiesenvögel, weil dieser jetzt auch die Nutriabaue in der offenen Wiesenlandschaft als Reproduktions- und Ruhestätten nutzt, wo er bisher keine Deckung gefunden hat. Die Fangjagd auf den Fuchs zum Schutz der Wiesenvögel mittels großen und teuren Holzkastenfallen im Rahmen der durch Bremen geförderten Prädatorenmanagement-Projekte der Landesjägerschaft kann durch den Nutria ganz zum Erliegen kommen, weil die in diesen Fallen zufällig gefangenen Nutrias selbige durch Herausfressen schnell zerstören können. Weiter schädigen die Nutria geschütze Arten wie bspw. wasserlebende Muschelarten, die wiederum Lebensgrundlage für andere geschützte Arten, wie bspw. dem Bitterling darstellen. Weiter wird der Turnus verkürzt, zu dem die Gräben bspw. im Blockland wiederholt ausgebaggert werden müssen. Dies bedeutet zunehmende Kosten und eine Zunahme der Belastungen der ökologischen Systeme in den Gräben.
Die Nutria unterliegt im Gegensatz zu Niedersachsen nicht dem Jagdrecht, so dass die Tierart in Bremen nicht zu kontrollieren ist. Hier besteht dringendster Handlungsbedarf, wie jetzt von den Bremischen Deichverbänden gefordert. Es zählt jede Woche, denn die sich über das ganze Jahr hindurch reproduzierenden Nutrias haben sich anscheinend noch nicht über das gesamte Landesgebiet verbreitet, so dass es jetzt noch die Chance gibt, Schlimmeres zu verhindern oder zumindes zu begrenzen. Geschieht dies nicht, können auf das Land Bremen zukommende erhebliche wirtschaftliche Belastungen nicht verhindert werden.
Link zur buten & binnen - Sendung vom 22.03.2017 finden Sie hier.