26.09.2018
Bei der von Anke Genius moderierten Diskussions-Sendung vertrat Marcus Henke die LJB. Zusammen mit Helmut Blauth, Vizepräsident der LJN, diskutierten beide für die geregelte und waidgerechte Fuchsbejagung. Die Contra-Positionen wurden von Johann Beuke, Ökologischer Jagdverein Niedersachsen-Bremen sowie von Manuela Schleußner, Bürgerinitiative Pro Fuchs Ostfriesland e.V. vertreten.
Schon vor der Veranstaltung war die Stimmung angeheizt durch ein Facebook-Schreiben des Vereins Pro Fuchs. Demnach sollten die "wahren Tierschützer" vorzeitig alle Plätze in Austragungsort der öffentlichen Veranstaltung möglichst besetzen, damit dort keine Jäger mehr Platz fänden. Tatsächlich erschienen aber nur wenige Pro Fuchs-Freunde, während die interessierte Jägerschaft zahlreich vertreten war.
Der Zuhörer erfährt eine Sendung, in der seitens der Fuchsjagdgegner sehr polarisierende Positionen zum Thema Fuchs eingenommen werden. Während die LJB und die LJN sachorientierte, erklärende Vorträge beitrugen, erschienen die Einwürfe der Gegenseite sehr emotional geprägt und in Teilen auch schlichtweg nicht nachvollziehbar. Für Stimmung war also gesorgt.
Während Herr Beuke vom Ökologischen Jagdverein Niedersachsen-Bremen zunächst die gesamte Fuchsbejagung ablehnte, sich dann aber schwerpunktmäßig gegen die Baujagd aussprach, argumentierte Manuela Schleußner generell gegen jede Bejagung des Rotfuchses. Schlichtweg nicht nachvollziehbar erschien vielen Anwesenden die offensichtlich haltlose Behauptung, dass erst durch die Jagd auf den Fuchs die Fuchsbestände zunehmen würden. Allein 16 wissenschaftliche Studien, die auf der Internetseite des Vereins "Pro Fuchs" angeblich gelistet seien, würden die in Frage gestellte Behauptung beweisen. Was dies für Studien sind, blieb offen – der LJB und der LJN sind weder in Bremen noch in Niedersachsen auch nur eine Studie bekannt, die diesen Zusammenhang wissenschaftlich und fundiert zu beweisen vermag.
Erschrocken mußte man allerdings reagieren, als Manuela Schleußner die Gefährlichkeit des Fuchsbandwurmes herunter zu spielen versuchte. Die wohl nur wenigen daran erkrankten Menschen in Deutschland seien offenbar nicht so schlimm. Die Krankheit läuft nach mehrjähriger Inkubationszeit für Menschen qualvoll tödlich. Ab einem bestimmten Stadium gibt es keine Rettung. Der aufmerksame Zuhörer war gleichermaßen befremdet wie irritiert von einer derartigen Taktlosigkeit im Umgang mit tödlich erkrankten Menschen. Zudem wurde seitens der Fuchsjagdgegner versucht, sämtliche vorgetragenen, in einer Vielzahl von Wiesenvogelschutzprojekten nachgewiesenen Argumente für die Notwendigkeit einer intensiven Fuchsbejagung zu negieren. Der Fuchs sei schließlich gut für den Wiesenvogelschutz! Belege dafür – Fehlanzeige!
Zahlreichen anwesenden Zuhörern, darunter erfahrene Berufsjäger, erschien dies alles jedenfalls eher Splittergruppenideologie zu sein als ernstzunehmendes Artenschutzwissen. Helmut Blauth und Marcus Henke stellten eine auf unseren bedeutendsten und anpassungsfähigsten Raubsäuger ausgerichtete absolute Tierschutzstrategie in Frage. Gestützt auf viele positive Wiesenvogelschutzprojekte, die deswegen erfolgreich verlaufen, da dort die Prädatorenbejagung selbstverständlicher Bestandteil ist, traten sie vehement für eine Bejagung, der seit der Tollwutimmunisierung um ein mehrfaches überhöhten Fuchsbestände ein. Dies nicht zuletzt damit viele in den Beständen zurückgehende und z.T. auch geschützte Beutetierarten wieder bessere Chancen in unserer oftmals für diese Arten zunehmend lebensunfreundlichen Kulturlandschaft erhalten.
Nur in einem Punkt waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig. Wichtigste Stellschraube für den Artenschutz in Deutschland ist die Optimierung der Lebensräume. Dieser Aufgabe stellen die Jäger nicht nur in Niedersachsen und Bremen seit Jahrzehnten – Leistungen die Frau Manuela Schleußner natürlich kategorisch verneinen zu versuchte. Während in Niedersachsen und Bremen jährlich biotopverbessernde Maßnahmen in Millionenhöhe von den Jägerschaften geleistet werden darf abschließend die Frage gestellt werden wieviel Lebensraumoptimierung denn durch den vielleicht nur durch eine One-Woman-Show getragenen Verein Pro Fuchs Ostfriesland erbracht werden?
Wir sind jedenfalls gespannt auf belastbare Antworten!
Und noch eins ist richtig: Der Fuchs kann nichts dafür! Aber unsere geschützten Wiesenvogelarten auch nicht! Und das Recht sollte dann doch bei den Schwächeren und Selteneren bleiben, wenn wir sie nicht gänzlich innerhalb weniger Jahre komplett verlieren wollen!
Wir bedanken uns jedenfalls bei Frau Genius für die faire Moderation und bei den zahlreichen Zuschauern für den Besuch und das Interesse!
Waidmannsheil!
Hier geht es zum NDR1.
Kurzstellungnahme Fuchsjagd und Wiesenvogelschutz
Der Fuchs ist im Wiesenvogelschutz der bedeutendste Beutegreifer unter Bezug auf den Gelegeschutz. Dies haben unabhängig voneinander verschiedene Untersuchungen aus unterschiedlichen Wiesenvogelprojekten ergeben. Will man jetzt den Räuberdruck auf die geschützen Arten reduzieren muss man den Fuchs hier gezielt bejagen. Dies führt zu überraschenden Erfolgen im Wiesenvogelschutz. Dazu einige Beispiele:
Bremer Blockland
Bis 2014 gelang es durch diverse Maßnahmen der vom BUND geführten Wiesenvogelschutzprogramme in enger Abstimmung mit den Landwirten den Stand von ca. 250 bis ca. 300 Brutpaaren zu halten. Nachdem die biotopverbessernden Maßnahmen griffen und trotzdem keine Verbesserung erreicht werden konnte, startete die LJB das 2014 begonnene Prädatorenmanagement. Indem der Rotfuchsbesatz kontinuierlich reduziert wurde verdoppelten sich die Brutpaarzahlen erstmals wieder auf inzwischen über 500 Brutpaare.
Insel Strohhauser Plate
Das Problem der teils vollständigen Gelegeprädation an der Uferschnepfe konnte man nicht in den Griff bekommen. Erst als Tim Rosskamp als Gelegeschutzbeauftragter Jens Kleinekuhle, Dipl.-Biologe und Fangjagdspezialist, mit der Raubwildbejagung auf der Insel beauftragte, änderte sich die Situation schlagartig. Es wurden 12 Füchse entnommen. Danach 100 % Bruterfolg – 42 Paare der Uferschnepfe haben erfolgreich die Brut groß bekommen.
Vergleichsgebiete am Dümmer
Wie Dr. Marcel Holy, Leiter des Prädatorenmanagements am Dümmer berichtet gibt es hier zwei Vergleichsflächen. Eine nördlich und eine südlich des Dümmers. In beiden Gebieten werden vor Beginn der Maßnahmen ca. 60-70 Brutpaare des Kibitz vorhanden. Dann wurde die südliche Fläche durch Maßnahmen des Prädatorenmanagements bejagt und die nördliche Fläche sich selbst überlassen. Heute, einige Jahre später, ist die Zahl der Brutpaare im Norden leicht gesunken, während diese im Süden auf ca. 450 Brutpaare gestiegen ist.
Kurzdarstellung Einfluss der Jagd auf die Fuchspopulation
Durch das Fuchstelemetrieprojekt der Tierärztlichen Hochschule Hannover im Bremer Blockland liegen uns genaueste Daten über die Revierstrukturen der im Schutzgebiet befindlichen Fuchsreviere über mehrere Jahre vor. Mit Beginn der Entnahme der Füchse durch die Jagd vergrößerten die verbleibenden territorialen Tiere ihre Revierstrukturen und nahmen quasi die frei gewordenen Fläche für sich ein. Diese konnten auch dauerhaft nicht durch zuwandernde Füchse besetzt werden. Eininge Reviere wuchsen auf über 1000 ha an, was einer Verdopplung entsprach. Damit wurde die Fuchsdichte durch die Jagd gesenkt. Ein besenderter Fuchs im Siedlungsbereich hingegen kam mit nur 64 ha aus, was auf eine wesentlich höhere Fuchsdichte in diesen, durch die Jagd nicht beeinflussten Gebieten hindeutet.
Hinsichtlich der Bedeutung der Jagd als Mortalitätsursache werteten wir die 10 besenderten Füchse aus. Die Füchse, die durch Fang in einer Lebendfalle besendert werden konnten wurden über die Zeit der Datengewinnung geschont. Erst danach unterlagen sie wie andere Füchse wieder der Bejagung. Von den neuen im Projektgebiet lebenden besenderten Füchsen wurden schließlich 8 durch die Jäger erlegt. Dies zeigt die enorm hohe Bedeutung der Jagd als Steuerungsinstrument und im Vergleich zu anderen Mortalitätsursachen.
Kurzstellungnahme Jungfuchsbejagung
Wer Bilder von niedlichen Jungfüchsen sieht und dann damit konfrontiert wird das diese getötet werden kann zurecht irritiert reagieren. Trotzdem werden nach den Vorgaben der Jagd- und Schonzeitenverordnung manchmal die Jungfüchse auch am Bau bejagt. Warum?
Dazu ein Beispiel:
Im Frühjahr 2017, bei Beginn der Wiesenvogelbrutsaison, beobachtete der mit dem Wiesenvogelschutz beauftragte BUND Bremen plötzlich einen einzelnen Fuchs, der innerhalb weniger Nächte fast alle Nester der geschützten und immer seltener werdenden Uferschnepfe plünderte. Die umgehend informierten Jäger des Prädatorenmanagements stellten daraufhin fest, dass eine Fähe mit dem Nachwuchs in das Schutzgebiet gezogen war, weil es sich hier leicht Beute machen ließ. Es wurden zunächst die Jungfüchse und darufhin die nicht mehr führende Fähe konform zu der geltenden Jagd- und Schonzeitenverordnung entnommen. Nach der unmittelbar daraufhin einsetzenden Zweitbrut der Uferschnepfe führte jedes Uferschnepfenpaar ein bis zwei Jungvögel! Es wurde in diesem Jahr ein außergewöhnlicher Bruterfolg verzeichnet.
Es stellt sich also immer die Frage was man will. Will man bspw. mehr Uferschnepfenküken, Junghasen, Jungenten und junge Fasane oder mehr Jungfüchse? In der Bilanz ist dies allein durch den Schutzstatus unserer Wiesenvögel eindeutig. Wollen wir den Artenreichtum unserer Kulturlandschaft erhalten geht das nicht ohne Bejagung, Management oder nachhaltige Nutzung. Auch wenn es uns emotional nicht immer paßt. Es ist manchmal besser den Jungfuchs früh zu entnehmen bevor er durch Vertilgung zahlreicher anderer, oftmals geschützter Jungtiere groß gezogen wird. Dann ist das Kind in den Brunnen gefallen. Nichts zu tun bedeutet Arten zu verlieren, denn es gibt Gewinner und Verlierer in unserer Kulturlandschaft. Der Fuchs gehört zweifelsfrei zu den Gewinnern.